Auf der Gamescom werden jedes Jahr die neuesten Konsolen und PC -Spiele gezeigt. Ganz anders im Retrobereich, der seit einigen Jahren fester Bestandteil der Messe ist. Hier richtet sich alle Aufmerksamkeit auf die digitalen Klassiker.
Auf 1300 qm waren über 30 Aussteller vertreten. An zahlreichen Spielstationen konnte man Videospielkultur hautnah erleben. Es gab Konsolen, Heimcomputer, PC’s und auch Acrade-Automaten zum Anspielen. Abgerundet wurde dies durch ein ausführliches Rahmenprogramm. Neben Buchautoren, Podcasts und diversen Bühnenshows, war in diesem Jahr das „European Atari Jaguar Festival – ejagfest“ erstmals mit einem eigenen Stand vertreten.
An drei Anspielstationen wurden abwechselnd die Jaguar Spiele Atari Karts, Tempest 2000, Rayman, Super Burnout und Raiden gezeigt. Über all dem waren ejagfest Banner gehisst, so wie eine originale Atari Jaguar Flagge, wie sie auch auf Messen und Events in den 90er Jahren zum Einsatz kam. Auf gemütlichen Sitzmöbeln konnte man direkt vor unserem Stand vom Messestress ausruhen oder anderen Besuchern beim Spielen zusehen. Das Interesse an der Raubkatze war groß, viele Besucher kamen mehrmals wieder um mit Ataris letzter Heimkonsole Spaß zu haben. Und genau das sollte eine Spielkonsole von Atari ja auch tun, Spaß bringen. Es ergaben sich zahlreiche Gespräche mit interessierten Retrofreunden. So freuten sich viele das sagenumwobene Jaguar Pad einmal selber in die Hand nehmen zu können. Nicht wenige waren angenehm überrascht vom angeblich schlechtesten Controller aller Zeiten. Ein Overlay z.B. zur direkten Waffenabwahl bei Ego-Shootern beeindruckt eben auch über 20 Jahre später immer noch. Das Jaguar Logo machte sich sehr gut am Messestand, wir könnten uns an den Anblick gewöhnen.
Direkt neben dem ejagfest, hatte sich die Retro Gaming Connexion (RGC) eingerichtet. Die Vertreter des Retro-Events aus Frankreich waren in der Vergangenheit mehrfach zu Gast auf dem ejagfest. Sie boten mit den zwei aufgebauten NUON Spielstationen eine optimale Ergänzung zum Jaguar auf der Gamescom. Gezeigt wurde Tempest 3000 und Merlin Racer (Atari Karts 2). So wurde am spirituellen Jaguar Nachfolger, dem NUON Player, die Nachfolger diverser Jaguar Software gezeigt. Als hätten wir uns abgesprochen. Weiter hatten sie ein 4er Netzwerk des Spiels Steel Battalion für die Xbox Classic aufgebaut. Ein wahrlich großes Setup.
Auf der Bühne, die unweit von unserem Stand aufgebaut war, gaben sich bekannte Persönlichkeiten der Retro-Szene die Klinke in die Hand. Neben Chris Hülsbeck und The Sound of Games, die in einem Mini-Konzert Werbung für ihre neue CD, die Piano Collection, machten, gab es viele weitere Programmpunkte. Auch die Spielveteranen Heinrich Lehnhard und Boris Schneider Johne plauderten auf der Bühne über alte Play Time Magazin Zeiten. Ergänzt wurde dies durch weitere Mini-Konzerte, Buchvorstellungen, Vorträgen und Interviews. Aber auch eine digitale Partie Schach auf dem PC, die via Beamer an die Wand geworfen wurde konnte überraschenderweise begeisterte Zuschauer und Zuhörer finden. Die Spieler waren Rene Meyer, seines Zeichens Retrosammler, Autor und Organisator des Retrobereichs auf der Gamescom, der gegen einen Kollegen vom Haus der Computerspiele antrat. Das Spiel lief wie eine Mischung aus Lets Play und Anekdotenplauderei ab. Interessant und schräg.
Der Autor Erik Voskuil zeigte in vielen Vitrinen seine beeindruckende Sammlung von Game & Watch LCD Spielen, so wie Exponate von Nintendo Produkten aus den Zeiten vor Mario. Und so heisst auch sein Buch „Before Mario“. In dem Buch wird eine Auswahl von Spielzeugen von Nintendo aus den Jahren 1965 bis 1983 gezeigt und beschrieben. Z.B. die Ultra Hand, Disney Lizenz Brettspiele uvm. Er verkaufte und signierte das Buch vor Ort. Es wurden sogar einige Mitarbeiter von Nintendo an seinem Stand gesichtet. Ebenfalls vor Ort, Florent Gorges, der als Publisher das Buch über seinen Verlag Make Books vertreibt. Er ist selber Autor von Büchern wie The History of Nintendo und einigen mehr. Leider sind seine Werke oft nur auf französisch erhältlich. Wir würden uns freuen, wenn in Zukunft einige seiner Werke ins deutsche oder wenigstens ins englische übersetzt würden.
Auch das Return Magazin rund um Frank Erstling war vertreten. Der interessierte Besucher wurde von einem Space Invader Alien auf dem Teppich begrüßt. Es gab zahlreiche Anspielstationen mit verschiedenen Heimcomputern an denen vornehmlich verschiedene Homebrewspiele gezeigt wurden. Aber auch ein Super Nintendo war zu finden. Natürlich konnte man auch das aktuelle und ältere Return Magazine erwerben. Ein Dank an dieser Stelle noch mal an Frank und seine Redakteure für die Unterstützung. Die zahlreichen Zockinseln wurden mit Zone3 Sitzsäcken bestückt, die sich auch auf dem ejagfest in unserer Zockecke bewährt haben. Neben bunt gemischten Inseln mit Konsolen von Nintendo, Sega und mehr, war eine der Inseln ausschließlich Konsolen von Atari gewidmet. Es gab einen Atari XL, einen Atari 2600 und einen Atari 7800 auf denen verschiedene Spiele wie Pit Stop, Asteroids, Joust und verschiedene mehr gezeigt wurden.
Auch Ataris Heimcomputer waren mit Atari ST, Atari Falcon und Pong Konsolen an eigenen Tischen des Haus der Computerspiele vertreten. Pong hatte sogar einen eigenen kleinen Stand mit einer dazu passend dekorierten Wand im Hintergrund. Pong und Tetris konnten ausserdem an einer großen LED Wand gespielt werden. Ein wirklicher Eyecatcher. Der Retrospieleladen aus Köln „Retrospiel“ hatte wie im letzten Jahr verschiedene Sega Homebrewspiele für Dreamcast und Mega Drive, so wie einen Naomi Arcade-Automaten aufgebaut. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Christoph Noll auf dem ejagfest im November. Auch das Brettspiel Whacky Wit wurde wieder von Norman Sommer gezeigt. Viele werden das Spiel auf dem ejagfest im vorletzten Jahr kennen gelernt haben. Neben der Reiseversion Whacky Roll wurde in diesem Jahr erstmals der Prototype der digitalen Version auf einem großen umgebauten Tablettspielbrett, so wie die App zum Spiel vorgestellt.
Auch der Dragonbox Shop war wieder vor Ort und zeigte neben Everdrives für verschiedene Systeme, dem MIST FPGA Computer, dem Retrode 2 und natürlich dem Pandora Handheld auch eine erste Version des Pyra Handhelds, der die Pandora schon bald ablösen soll. Der Dragonbox Shop gehört seit letztem Jahr zu den Unterstützern des ejagfests und wir sind gespannt was wir in diesem Jahr aus seinem Sortiment auf dem Event zeigen dürfen. Sven Vössing von Cinemaware warb erneut für sein Projekt It Came From the Desert für Mega Drive, welches kurz vor der Fertigstellung steht. Er verriet uns, dass er gegenüber Umsetzungen von Cinemaware-Spielen auf den Jaguar nicht abgeneigt wäre. Nur an Programmierern fehle es ihm. Man darf dies als Aufruf verstehen. 😉 Weiter engagiert er sich z.Z. beim deutschen Filminstitut, welches momentan die Ausstellung Film und Games ausrichtet. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit Gaetano Rizzo, der einigen vielleicht durch die Organisation der Olymtronica bekannt ist.
Radio Paralax unterhielt die Besucher mit Chip-Tunes Sounds und führte Interviews. Der Podcast ist ebenfalls nicht zum ersten Mal auf der Gamescom dabei. Vor zwei Jahren konnte man sogar einen Jaguar an ihrem Stand anspielen. Aber auch auf der Retrobörse in Oberhausen und auf der Langen Nacht der Computerspiele traf man sie schon. Der englische Distributor Funstock UK hatte einen großen Stand mit Postern und Flyern zu seinen Produkten aufgebaut. Er zeigte das neue Retron 5, ein Hardcover Coffeetable Book mit Thema C64 und ein weiteres zum Thema Amiga. Auch das Neo Geo X wurde beworben. Abgerundet wurde das Retroerlebnis durch originale Arcade-Automaten und Flipper-Automaten, die vom „Flipper und Arcademuseum Seligenstadt“ aufgestellt wurden. Hier konnte man Klassiker wie The Simpsons, Magical Drop, Space Invaders uvm. anspielen. Direkt daneben wurde ein 8 Spieler Muliplayer-Netzwerk mit dem Sega Spiel Daytona USA (PC) aufgebaut.
Es gab noch weitaus mehr zu sehen, neben vielen spielbaren Heimcomputern, neuer Homebrewspiele für alte Spielgeräte, Retro-Blogs wie Pixelnostalgie, die sich präsentierten, eine kleine Kunstausstellung mit Bildern zum Thema Videospiele und Vitrinen voller Schätze. So zeigte neXGam user und ejagfest Dauergast Heiko Poppen seine Talion Software-Sammlung (1988-1994) für den Atari ST. Es gab wirklich alles ausser Langeweile am Retrostand. Wer die Gamescom besuchte und sich vom Trubel in den überlaufenden Haupthallen erholen wollte, war hier genau richtig. Ein Spaß für jung und alt. Die Jungen lernten ein Stück Spielegeschichte und Kultur kennen und die älteren erinnerten sich an die guten alten Zeiten zurück. Auch im kommenden Jahr sollte man unbedingt einen Abstecher zu diesem tollen Stand machen, denn es lohnt sich.
Quelle(n): ejagfest.de
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